Fluoridschutz mindert Karies

Kariesschutz durch Fluoride 

                                        

Fluorid (Flussspat) ist ein Spurenelement, das überall in der Umwelt vorkommt. In moderaten Mengen kann Fluorid helfen Karies zu verhüten, in sehr hohen Mengen kann es auch zu einem Gesundheitsrisiko werden. Fluoride haben eine vierfache Wirkung in der Vorbeugung von Kariesbildung im Kindesalter:

  • während der Zahnreifung in den ersten beiden Lebensjahren werden Fluoride in den noch unreifen Zahnschmelz eingelagert. Dadurch werden widerstandsfähigere Zahnschmelzkristalle (gegen Säuren und Bakterien) gebildet.
  • Auch nach dem Zahndurchbruch wird Fluorid aus der Mundhöhle in die äußere Schicht des Zahnschmelzes eingebaut. Dies führt zu einer oberflächlichen Zahnschmelzhärtung und wirkt der Kariesbildung entgegen.
  • Fluoride im Mundspeichel wirken hemmend auf die Bakterien im Zahnbelag und vermindern deren (Zahnzerstörende) Säureproduktion.
  • Fluoride fördern die Remineralisierung des von Säuren angegriffenen Zahnschmelzes, sie helfen also bei der Reparatur beginnender Kariesdefekte im Mundraum.

Eine regelmäßige Fluoridgabe senkt die Karieshäufigkeit nachweislich um 40 bis 60%.

 

 

Fluoridbedarf im Kindesalter

 

Um Kinder wirksam vor Karies schützen zu können ist eine tägliche Fluoridzufuhr von etwa 0,05 mg pro Kilogramm Körpergewicht ausreichend. Der tägliche Gesamtbedarf an Fluorid beträgt also altersabhängig:

  • bei Säuglingen: 0,25 mg
  • im ersten Lebensjahr: 0,5 mg
  • im Kleinkindalter: 0,5 bis 1 mg
  • im Schulalter: 1 bis 2 mg
  • Jugendliche: 3 mg

Das Grundproblem ist, dass unsere Kinder individuell sehr unterschiedliche Mengen an Fluorid zu sich nehmen.

 

 

Fluoridzufuhr im Baby- und Kindesalter 

 

Unser Trinkwasser ist die wichtigste natürliche Fluorid-Quelle. Leider ist Deutschland in über 90% der Regionen ein Fluormangelgebiet. Die Fachgesellschaften empfehlen bei einer Fluoridkonzentration unter 0,3 mg pro Liter im Trinkwasser zusätzliche Fluoridgaben im Kindesalter. Unser Augsburger Trinkwasser hat z.B. lediglich eine Fluoridgehalt von 0,07 mg pro Liter. Noch weniger Fluorid enthält die Muttermilch mit 0,005 mg pro Liter. Ganz anders ist die Situation, in den Haushalten, die Mineralwasser verwenden. In Mineralwässern liegt der Fluoridgehalt zwischen 1 bis 5 (!) mg pro Liter.
Weitere fluoridreiche Nahrungsmittel sind z.B.: Tee, Nüsse, Meeresfrüchte und Sojaprodukte. Fluoridiertes Speisesalz ist mit 0,25 mg pro Gramm Salz ebenfalls eine reichhaltige Fluoridquelle. Daher muss einer Empfehlung zur Kariesverhütung mit Fluorid zunächst eine genaue Analyse der Fluorideinnahmen unserer Kinder vorangestellt werden. Beispiel:  Säuglingsnahrungen auf Sojabasis enthalten Fluorid, Kuhmilchbasierte Säuglingsnahrungen hingegen nicht.

 

 

Fluoridgehalt in Kinderzahnpasten

 

Es ist wissenschaftlich belegt, dass Kinder zwischen 40 bis 60% der Zahnpasta hinunterschlucken. Auf diese Weise kommen im Kindesalter beträchtliche Fluorid-Einnahmemengen zustande, die in der Vergangenheit ein häufiger Grund für Zahnschmelzflecken (Zahnfluorose) waren. Daher sollten Sie im Kindesalter fluoridfreie oder -reduzierte Zahnpasten verwenden. Altersabhängig werden die folgenden Fluoridkonzentrationen in der Zahnpasta empfohlen:

 

  • Kleinkind bis 1,5 Jahre: 0 ppm
  • 1,5 bis 3 Jahre: 250 ppm (= 0,025%)
  • 3 bis 6 Jahre: 500 ppm (= 0,05%)
  • 6 bis 12 Jahre: 1000 - 1500 ppm (= 0,1 - 0,15%)

 

 

Sinnvolle Fluoridprophylaxe im Kindesalter

 

Die Erfahrungen der letzten Jahrzehnte zeigen, dass eine tägliche, exakt berechnete Fluoridgabe im Kleinkindesalter einen wirksamen und nebenwirkungsarmen Kariesschutz darstellt. Hierfür eignet sich in allen Trinkwasserregionen mit niedrigem Fluoridgehalt die tägliche Gabe einer Fluoridtablette 0,25 mg ab dem sechsten Lebensmonat. Ab dem dritten Lebensjahr kann der Kariesschutz durch die Fluorid-Zahnpasta und fluoridiertes Speisesalz ausreichend gewährleistet werden.

 

 

Fazit

 

Durch Gabe von Fluoridtabletten im Kleinkindesalter zwischen dem 6. Lebensmonat und dem 3. Lebensjahr kann die Fluoridzufuhr besser gesteuert werden. Verschluckte Zahnpasta kann in dieser Altersgruppe leicht zu erhöhter Fluorideinnahme führen. Die Verordnung einer Fluorprophylaxe sollte durch Ihren Kinderarzt nach sorgsamer Fluorid-Analyse erfolgen.

 

© ML 06/08

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