Wieviel Eltern braucht das Kind?

Zur Zeit wird in den Medien ausgiebig über die Frage diskutiert: Wann dürfen Kinder in Kinderkrippen betreut werden? Dabei werden die Mütter von den hauptsächlich diskutierenden Männern vor die Entscheidung gestellt, ob sie sich eher als „Heimchen am Herd" oder als „Rabenmutter" bezeichnen lassen wollen.

Familienpolitik im Wandel
Es ist das erklärte Ziel unseres Familienministeriums, die verfügbaren Kinderkrippenplätze um 2/3 auf 750 000 aufzustocken.

Hintergrund dieser Maßnahme sind die sinkenden Geburtenrate in Deutschland, und die wieder wachsende Zahl offener Stellen auf dem Arbeitsmarkt. Kinderkrippenplätze versprechen eine Lösung beider Probleme.

Gut ausgebildete Frauen könnten rasch wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren und müssten nicht wegen Beruf und Karriere auf das Kinderkriegen verzichten. Die Geburtenrate könnte so wieder steigen.

Nachdem nun dieses Thema Politiker, Kirchenvertreter, Pädagogen, Wirtschaftswissenschaftler, Soziologen, und vor allem die Eltern beschäftigt, stellt sich die Frage:
Was sagen eigentlich die Kinder dazu?

Wissenschaftliche Fakten
Nach jahrelangen Studien und Beobachtungen von Kinderärzten, Entwicklungsneurologen und Entwicklungspsychologen gibt es folgende fundierte Erkenntnisse:

  1. Die wichtigste Grundlage für eine gesunde Entwicklung des Kindes ist eine feinfühlige Mutter, das heißt eine Mutter, die auf die Signale des Kindes prompt und angemessen reagiert.

  2. Die Einflüsse der Fremdbetreuung sind abhängig von:

    • dem Alter des Kindes – möglichst nicht in den ersten Monaten
    • der Qualität des Betreuungspersonals – feinfühlige, konstante Betreuung, 1 Betreuer auf 3 Kinder
    • der Dauer der Fremdbetreuung – unter 20 Stunden ist unbedenklich
    • der Intensität der, das heißt der Feinfühligkeit der elterlichen Beziehung

  3. Selbst bei ungünstigen Kinderkrippensituationen konnten feinfühlige Mütter negative Auswirkungen bei ihren Kindern verhindern, wenn sie noch ausreichend Zeit für ihre Kinder hatten. Die Studien zeigen, dass unter günstigen Bedingungen keine negativen Auswirkungen bei fremd betreuten Kindern festzustellen sind.

Betreuungsvorteil bei mütterlicher Krankheit
Weiterhin konnte gezeigt werden, dass Kinder von Müttern, die nicht feinfühlig sind oder sein können – weil psychisch oder körperlich krank - unter einer Fremdbetreuung sowohl im Sozialverhalten als auch in der Intelligenzentwicklung Vorteile haben gegenüber den zu Hause betreuten Kindern.

Anfangs untergeordnete Väterrolle
Zu den Vätern ist zu sagen, dass sie für die frühe emotionale Entwicklung des Kindes zunächst keine große Rolle spielen, wenn sie nicht die mütterliche Rolle in den ersten Monaten übernehmen. Die Rolle des Vaters ist hingegen wichtig in der Entwicklung des Spielverhaltens des Kindes, in der Förderung der Neugier und in der Entwicklung des Geschlechterrollenverhaltens.

Zusammenfassend bleibt festzuhalten:

  1. Eine feinfühlige Betreuung des Kindes ist die Grundlage einer gesunden Entwicklung.

  2. Diese Betreuung kann und sollte durch die Mutter erfolgen und kann ohne Schaden für das Kind auch von anderen feinfühligen Personen - wie z.B. Oma, Kindergärtnerin - übernommen werden.

  3. Feinfühlige Väter wirken sich positiv auf die Entwicklung der Kinder aus. Durch ungeeignete Erziehungsmaßnahmen hingegen können Väter mehr schaden als durch Abwesenheit

Gefragt sind also:  
emotionale Wärme, Zugewandtheit, Sensitivität, Geduld und Anregung.

© RB 07/08

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